Ich ziehe um. Das ist an sich nichts Schlimmes. Wenn ich nicht unbedingt ein neues Sofa wollte, das zum neuen Wohnzimmer passt. Damit fing dann das ganze Unglück an. Denn ich stecke in der Farbfalle. Wissen Sie eigentlich, wie viele Sofafarben es gibt? Ich hatte ja keine Ahnung. Es müssen an die tausend sein. Mindestens. Ein sonderbarer Zufall will es, dass alle Farben, die mir gefallen, den Namen eines Kaffeegetränks tragen: Espresso, Cappuccino, Mokka, Milchkaffee, Caffe Latte, Macchiato… Die Suche nach der Couch meiner Träume endet damit praktisch immer – Sie ahnen es – in der Küche oder im Café um die Ecke, aber nie bei meinem freundlichen Möbelfachverkäufer. Das ist weder zielführend, noch sonderlich gesund. Allerdings lecker. (Haben Sie schon einmal einen Mochaccino getrunken? Köstlich!)
Abgesehen von meiner neuen Leidenschaft für italienische Heißgetränke beschäftigt mich seitdem aber auch die Frage, wie die Farben eigentlich zu ihren Namen gekommen sind. Was ist da passiert? Wer hat sich das ausgedacht? Ein Farbdesigner, der, Obelix gleich, nach der Geburt in einen großen Topf (hoffentlich kalten) Kaffees gefallen ist? Und gilt dann dasselbe für den Schöpfer der Farben Champagner und Cognac, die Wände und Boden in meiner neuen Wohnung bestimmen? Oder steckt am Ende eine Verschwörung dahinter? Kartellrechtlich fragwürdige Absprachen zwischen Möbelhäusern und Gastronomiebetrieben etwa, die das Unterbewusstsein von so verführbaren Seelen wie mir darauf programmieren sollen, nach dem Möbelkauf gleich an den Besuch im Café und die nächste Getränkebestellung zu denken? Und wenn ja, wie soll das weitergehen? Was, wenn große Restaurantketten in das Geschäft einsteigen und es demnächst auch noch Sofas in den Farben Schnitzel, Lasagne und Chicken Wings gibt?
Fragen über Fragen. Darauf erst einmal einen kleinen Espresso. (Schlürf. Deliziös, wirklich. Die Italiener können’s einfach.) Aber zurück zur Sitzmöbelproblematik. In puncto Farbwahl bin ich keinen Schritt weiter. Doch ob Cappuccino oder Macchiato – Hauptsache bequem, oder nicht?